14 - Marienkirche Innenraum und Büßerzelle


Bild 14 - Marienkirche Innenraum und Büßerzelle

Die Stadtpfarrkirche St. Marien steht etwas versteckt zwischen der Großen Straße und der Georg-Kurtze-Straße auf dem Kirchplatz. Sie entstand noch vor der Stadtmauer um 1240, also in der Zeit der Städtegründungen unter den Markgrafen Johann I. und Otto III. St. Marien gilt als eine der größten Feldsteinkirchen von Brandenburg. Der nach außen hin eher schlichte Sakralbau markiert den Übergang von der Romanik zur Gotik und hat die Form einer dreischiffigen Pfeilerbasilika.

Gemeinsam mit der Stadtmauer gilt die Marienkirche als beeindruckendes Zeugnis des Mittelalters in Strausberg, während von der Nikolaikirche am Lindenplatz wie der wettinischen Burg bzw. dem nachfolgenden Kloster keine oberirdischen Hinterlassenschaften überkommen sind. Namensgeberin war Maria als Mutter Jesu, was ein Ausdruck der Marienverehrung in Brandenburg bis zur Reformation war. Anders die Nikolaikirche am Lindenplatz, dem traditionellen Handelsort: Nikolai galt als Schutzheiliger der Fahrensleute.

Die Mitte des 13. Jahrhunderts entstandene Marienkirche wurde nach einem Brand bereits 1341-42 teilweise gewölbt. Nach einem neuerlichen Brandschaden in den Hussitenkriegen 1432 entstand ab 1448 anstelle des flachen Dachs über dem Langhaus die Kreuzrippenwölbung. Eine weitere Zutat war der Chor mit dem Sternengewölbe. Prägend für den heutigen Kirchenraum sind die spätgotischen Malereien an den Gewölben aus dieser Zeit. Sie zeigen im Langhaus Ranken, die im Chor noch von figürlichen Szenen übertroffen werden. Die zu dieser Zeit entstandene Annenkapelle wurde viel später, 1815, durch den frühklassizistischen Portikus ergänzt.

Der auch in seiner heutigen Ausformung mächtige Westturm wurde auf rechteckigem Grundriss von 19,26 Meter Breite und 9,70 Meter Tiefe errichtet. Er erhielt 1747 dank eines barocken Turmaufsatzes mit Laterne, Kreuz und Kugel eine Höhe von 50 Metern. Nach einem Gewitterschaden musste der Holzturm jedoch 1922 abgetragen werden und der Westriegel erhielt sein Walmdach. Im Feldsteinmauerwerk findet der interessierte Betrachter vielfältige Zeugnisse von Umbauten vergangener Jahrhunderte. So lassen sich am heutigen Turm unschwer zwei Bauphasen ablesen – die sorgfältig gequaderten Feldsteine bis zu einer Höhe von etwa zwei Dritteln stammen aus der Zeit bis 1240, das darüber liegende ungeordnete Mauerwerk rührt von einer späteren Aufstockung. Durch den Einzug der Gewölbe mussten die höheren romanischen Fenster geschlossen werden, was sich gerade zur Predigerstraße hin im Mauerwerk noch sehr prägnant zeigt. Der Chor präsentiert sich nach Osten mit den drei hochgezogenen Fenstern und dem blinden Rundfenster im Giebel hingegen weitgehend unverändert.

Neben dem großartigen Baukörper ist die Ausstattung der Marienkirche erwähnenswert. Der spätgotische farbige Schnitzaltar aus Rosenholz stammt aus dem 16. Jahrhundert. Flankiert von Heiligenfiguren bildet eine Mondsichermadonna den Blickfang. Der Untersatz wurde wie die Kirche aus Feldsteinen gemauert. Im Kirchenraum befindet sich zudem ein Epitaph, welches an den Chronisten der Markt Brandenburg Andreas Angelus erinnert. Der Strausberger Pfarrer und Lehrer wurde 1561 in der Stadt geboren und verstarb hier bereits 1598 an der Pest. Sein Werk ist bis heute ein wesentlicher Bestandteil der Geschichtsschreibung des Mittelalters der Mark Brandenburg.

Die barocke Holzkanzel von St. Marien entstand Anfang des 18. Jahrhunderts. Die Sauerorgel von 1929 entstammt der renommierten Werkstatt in Frankfurt (Oder). Nach einer intensiven Spendenkampagne des Gemeindekirchenrats und des Fördervereins konnte sie 2015 saniert werden. Sehr selten ist die erhaltene Büßerzelle: Hier hatten im Mittelalter wohl besonders renitente Regelverstoßer bei Wasser und Brot über ihre Sünden zu meditieren.

Wenn der gewaltige Baukörper der Marienkirche auch nach bald acht Jahrhunderten in seiner alten Schönheit fortbesteht, ist das der stetigen Sorge der Gläubigen und Stadtväter zu danken. Zuletzt wurden das Kirchenschiff und das Dach von St. Marien in zwei Bauabschnitten - mit Zuschüssen im Rahmen der Städtebauförderung - um 1999 und um 2006 saniert.