28 - Große Straße 45


Bild 28 - Große Straße 45


Audiobeitrag hören:
Das Grundstück und die Bauten der Großen Straße 45 sind vom Baualter, den Bewohnern, von der Kubatur wie der Größe her besonders und stehen daher seit 1996 unter Denkmalschutz. Das bis zur Straße an der Stadtmauer führende Hammergrundstück und die repräsentative siebenachsige Fassade heben es aus der Nachbarbebauung heraus.

Der Bau des Vorderhauses stand möglicherweise im Zusammenhang mit der Säkularisierung des Klosters Mitte des 16. Jahrhunderts. Abweichend von der in Strausberg üblichen preiswerten Fachwerkbebauung entstand es mit massiven, 1,10 Meter dicken Außenmauern. Der Legende nach soll sogar ein unterirdischer Gang von der Großen Straße bis zum heutigen Landratsamt in die Klosterstraße 14 führen. Tatsächlich stammen die wuchtigen Feldsteinkeller aus der Erbauungszeit und weisen verschiedene Höhenniveaus auf. Diente der einzigartige „Tresorraum“ im Keller gar als Versteck für den Klosterschatz? Eine direkte Verbindung unter der Straße ist jedenfalls nicht zu finden.

Für die geschichtliche Bedeutung spricht, dass 1555 der Bürgermeister Mathias Knape als Eigentümer genannt wurde, 1600 besaß der Pfarrer und Inspektor Dräger Grundstück und Braugerechtigkeit. Nach 1638 wohnten der Pastor und Superintendent Petrus Lüdicke und später sein Sohn, Bürgermeister von Strausberg, in dem Haus. Auf das für Strausberg wichtige Tuchmachergewerbe weist der Tuchfabrikant Arnold Kurtze hin, dem das Grundstück ab 1862 gehörte. Ab 1868 entstanden im Hof schrittweise klinkersichtige Gewerbegebäude. 1890 ließ der Schlossermeister Conrad Schultz zur Straße im Erdgeschoss zwei Schaufenster für eine Ladennutzung durchbrechen. 1897 zog die Schuhfabrik Tack in die rückwärtigen Fabrikgebäude ein. Bedauerlicherweise fiel 1926 die mittelalterliche Stadtmauer zur Straße an der Stadtmauer dem Bau einer 40 Meter langen Montagehalle zum Opfer. Zuletzt war der VEB Hydraulik Maschinen Strausberg - als Nachfolger der 1972 verstaatlichten „Reinke Industriebau Co KG“ - in den markanten Hofgebäuden ansässig.

Nach der Wende fielen die Gebäude leer, 1993 wurde das Grundstück restituiert. Eine im Jahr 2000 einsetzende Modernisierung erfolgte sehr unsachgemäß. Leider wurde dadurch im Erdgeschoss und Obergeschoss die für Strausberg außerordentlich seltene Bausubstanz aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg weitgehend zerstört. Eine von jungen Strausbergern gegründete Genossenschaft führte zwischen 2011 und 2013 eine Sanierung des Vorderhauses mit teilweisem Neuaufbau durch. Das Vorhaben wurde mit einem Zuschuss aus Städtebauförderungsmitteln unterstützt. Wie seit dem 19. Jahrhundert üblich, besteht nun im Erdgeschoss eine Ladennutzung, im Ober- und Dachgeschoss entstand moderner Wohnraum. Daran anschließend und bis in die Gegenwart hinein werden die rückwärtigen Klinkergebäude für gewerbliche und Wohnzwecke saniert.


Große Strasse 45 im Jahr 1996

Große Strasse 45 im Jahr 1996

Große Straße 45 im Bau 2013

Große Straße 45 im Bau 2013