17 - Markt 15


Bild 17 - Markt 15


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sechsachsiges Wohn- und Geschäftshaus

Das sechsachsige Wohn- und Geschäftshaus Markt 15 ziert mit seiner jüngst restaurierten Stuckfassade wieder die Nordseite des Strausberger Marktplatzes. Im Vorfeld der Sanierung ließen die Grundstückseigentümer auf Bitte der Denkmalpflege eine bauhistorische Untersuchung durchführen. Dabei konnte das Jahr 1688 als Bauzeit bestimmt werden.

Über viele Jahrzehnte war das Grundstück mit dem Namen eines Traditionsunternehmens verknüpft. Die 1832 im Markt 12 durch August Haack gegründete Tischlerei zog im Folgejahr in das Gebäude Markt 15 um. Im Jahr 1997 beging das Unternehmen in sechster Generation sein 165-jähriges Jubiläum am Strausberger Markt. Es galt damit als älteste Tischlerei in Brandenburg. Als Zubrot zur Produktion zumeist einfacher Möbel betrieb die Familie im 19.Jahrhundert – wie die meisten Bürger der Stadt - auch Ackerbau.

Für die Gesellen und Lehrlinge gab es im Haus eine sogenannte „Leutestube“. Nach altem Brauch wurden sie hier vom Meister untergebracht und beköstigt. Die gefertigte Ware wurde mittels eines Plattenwagens zu den Kunden gebracht, Prallsteine verhinderten Schäden beim Verlassen der rechts vom Gebäude gelegenen Ausfahrt. 1912 wurde die rückwärtige Werkstatt vergrößert und ausgebaut. Für sichere Einkünfte bei den Haacks sorgte bis Mitte des 20. Jahrhunderts die Sargtischlerei. Im Zuge einer Modernisierung verlor das Gebäude Markt 15 in den 1950er Jahren seine reiche Stuckfassade. In den 1970er Jahren fertigte die Tischlerei Haack im Auftrag der staatlichen Handelsorganisation Biedermeiertischchen, die sogar bis Liverpool geliefert wurden.

Nach der Jahrtausendwende befand sich das Haus in einem beklagenswerten Zustand. Im Jahr 2015 ging das Grundstück aus den Händen der Familie Haack an die heutigen Eigentümer über. Noch vor wenigen Jahren stach bei dem Gebäude vor allem der überhohe Drempel über den Fenstern im Obergeschoss ins Auge. Bei einer Begehung im Jahr 2016 stießen die Denkmalpflege und der Sanierungsträger überraschend auf den eigentlichen Grund dieser Besonderheit: Unter dem heutigen Dachstuhl entdeckten sie ein zweites, älteres Dach mit einem für Strausberg gänzlich untypischen Gaubenband. Das erklärte also „die hohe Stirn“ des Hauses.

Die neuen Eigentümer reichten bei der Stadt einen Förderantrag für die Instandsetzung und Modernisierung des Vorderhauses ein. Zur Hilfe kam ihnen dabei ein Zufall: Nach einem Rundgang stellte ein Berliner dem Städtebetreuer des Sanierungsträgers eine historische Postkarte von 1908 zur Verfügung. Dieser war als Junge 1944 aus der von Bombenangriffen bedrohten Hauptstadt in die Kleinstadt verschickt worden und hatte eine Bleibe bei den Haacks gefunden. Die auf der Ansichtskarte abgebildete reich gegliederte Stuckfassade verfügte ursprünglich über eine hochgezogene Bekrönung über den Fenstern des Obergeschosses, die den hohen Drempel optisch ausglichen. Die alte Vorlage bildete nun die Grundlage für die Rekonstruktion der Fassade.

Im Ergebnis der gelungenen Sanierung präsentiert sich das Gebäude seit 2022 wieder als echter Hingucker: Sowohl die wiederhergestellte Stuckbekrönung der Fenster im Obergeschoss, die Fensterfaschen wie auch die seitliche Bossierung im Erdgeschoss lassen das Haus in alter Schönheit erstrahlen. Das große Schaufenster links der Eingangstür wurde auf die alten Maße um 1900 zurückgebaut. Für das Bauvorhaben stellte die Stadt den Bauherrn einen Zuschuss aus Städtebauförderungsmitteln zur Verfügung.


Baujahr:   1688
Markt 15 und 16 um 1900

Markt 15 und 16 um 1900

Markt 15 Postkarte vor 1908

Markt 15 Postkarte vor 1908

Markt15 - historische Hofansicht

Markt15 - historische Hofansicht

Markt 15 im Jahr 1996

Markt 15 im Jahr 1996

Markt 15

Markt 15

Ein alter Dachstuhl <br>unter dem Eigentlichen

Ein alter Dachstuhl
unter dem Eigentlichen

Versteckt unter dem heutigen Dach <br>befand sich vor der Sanierung <br>ein altes Dach mit <br>einem Gaubenband

Versteckt unter dem heutigen Dach
befand sich vor der Sanierung
ein altes Dach mit
einem Gaubenband