9 - Georg-Kurtze-Straße 33


Bild 9 - Georg-Kurtze-Straße 33


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Die Georg-Kurtze-Straße 33 steht an städtebaulich wichtiger Position hinter dem Stadthaus und am Eingang zum Fischerkietz. Teile der Grundstücksbegrenzung nach Norden und Westen werden von der mittelalterlichen Stadtmauer gefasst. Das stattliche Einzeldenkmal mit sieben Fensterachsen verfügt über ein Walmdach mit einem doppelt stehenden Stuhl aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Als ursprüngliches Baualter wurde das Jahr 1706 ermittelt. In den Grundmauern finden sich überraschenderweise Ziegel im Klosterformat, wie sie vor 300 Jahren gar nicht mehr üblich waren. Der Denkmalpfleger weiß, dass die Bürger sich damals an der Ruine des ehemaligen Dominikanerklosters in der Klosterstraße „bedienten“. Heute befindet sich dort die ehemalige Landarmenanstalt mit dem Amtsgericht Strausberg und der Außenstelle des Landratsamtes Märkisch-Oderland.

Interessant ist an dem Dachstuhl, dass er bereits bauzeitlich über einen engen Sparrenabstand verfügte. Das weist darauf hin, dass das Dach von Beginn an mit Tonziegeln gedeckt war. Das zeigt, dass der Bauherr einen hohen Anspruch hatte und über entsprechendes Vermögen verfügte. Auch die Deckenhöhen in dem Gebäude – im Erdgeschoss 2,80 Meter und im Obergeschoss 2,40 Meter – unterscheiden sich deutlich von anderen Bauten aus dem frühen 18. Jahrhundert und offenbaren den Wohlstand des Bauherrn.

Bei vielen Gebäuden in der Strausberger Altstadt wurden erst im 19. Jahrhundert die weit auseinanderstehenden Sparren ergänzt. Das beweist, dass die Gebäude ursprünglich „weich“ gedeckt waren, also mit Stroh oder Holzschindeln. Wer von den häufigen Stadtbränden in früheren Jahrhunderten weiß, wird verstehen, warum sowohl der Landesherr wie auch die Stadtväter ihre Bürger zu einer „harten“ Ziegeldeckung drängten.

Das mittige Treppenhaus der Georg-Kurtze-Straße 33 verfügt über eine barocke Treppe mit einer Balustrade und barocke Wohnungstüren mit zeitgenössischen Beschlägen. Vor der Sanierung um das Jahr 2000 befand sich im Erdgeschoss rechts ein ungenutzter Laden, in dem zuletzt ein Glaser beheimatet war. Die Ausstattung eines Kellergewölbes mit Haken unter der Decke wies auf eine frühere Fleischerei oder Gaststätte in dem Gebäude hin.

Im Zuge der Modernisierung und Instandsetzung des denkmalgeschützten Wohngebäudes mit Städtebaufördermitteln wurde das zuvor verputzte Fachwerk im Obergeschoss freigelegt. Der rückwärtige Seitenflügel wurde saniert, während das Hofgebäude leider im Zuge der Arbeiten verloren ging. Das heute vom Bauherrn selbst und weiteren Familien bewohnte Gebäude stellt einen Blickfang in der Georg-Kurtze-Straße dar, der bis in den Marktplatz hineinwirkt.



Einzeldenkmal: Ja