7 - Georg-Kurtze-Straße 19


Bild 7 - Georg-Kurtze-Straße 19


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Die Georg-Kurtze-Straße 19 gehört zu den Lieblingshäusern der Strausberger in der Altstadt. Grund dafür ist das liebevoll freigelegte Fachwerk, eine Arbeit des Grundstückseigentümers, eines Stuckateurs. Dem Passanten eher verborgen ist, dass sich vom rückwärtigen Gartenbereich, der sich rund 13 Meter über dem Straussee erhebt, ein traumhafter Blick über den See eröffnet.

Errichtet wurde das kleine vierachsige Gebäude um 1700 in der Wiederaufbauphase nach dem Dreißigjährigen Krieg. Der Landesherr gewährte damals den verarmten Strausberger Bürgern Steuervorteile und Materialhilfen. Zeitgenössischen Be-richten zufolge war der Zustand der Stadt auch mehr ein halbes Jahrhundert nach Kriegsende noch erbärmlich gewesen.

Wie die meisten Gebäude dieser Ära handelte es sich statisch um ein Fachwerkgebäude. Bei einer restauratorischen Untersuchung stellten Denkmalpfleger der TU Berlin im Jahr 2005 Gemeinsamkeiten in der Ausgestaltung des Fachwerks der Georg-Kurtze-Straße 1 und 19 fest. Offenbar nutzten die Baumeister vor über drei-hundert Jahren ein „Schema F“ für ihre Fachwerkgebäude. Allerdings verputzten die damaligen Besitzer von Beginn an die Straßenfront: Fachwerk stand damals für Armut. Eine Putzfassade machte hingegen den äußerlichen Anschein eines massiven Klinker- oder Steingebäudes. Insofern entspricht das Freilegen des Fachwerks, welches kein Sichtfachwerk war, heute nicht unbedingt den denkmalpflegerischen Vorgaben.

Die heutigen Eigentümer hatten das Gebäude 1989 gekauft. Im Mai 1990 erwarb die Familie das Grundstück nach dem sogenannten „Modrow-Gesetz“ hinzu. Die damalige Ritterstraße 19 befand sich bis 1945 im Eigentum des damaligen Bürgermeisters der Stadt Strausberg, Röhr. Nach dem Krieg wurde das Grundstück wegen der Verknüpfung des Eigentümers mit dem Nationalsozialismus durch die Sowjetische Militäradministration enteignet.

Nach der Wende klagte die Familie des Bürgermeisters bis 1945 auf Restitution des Grundstücks. Es vergingen zehn Jahre, ehe die Eigentumsverhältnisse schließlich geklärt und die heutigen Eigentümer das Grundstück bis zum Jahr 2002 zu dem Schmuckstück gestalteten, das den Bürgern so ans Herz gewachsen ist. Anlässlich der 775-Jahrfeier 2015 erhielt die stolze Familie den zweiten Publikumspreis der Stadt Strausberg für die erfolgreiche Sanierung verliehen. Die Modernisierung und Instandsetzung wurde durch die Stadt Strausberg im Rahmen der Städtebauförderung mit einem Zuschuss für die Arbeiten an der Gebäudehülle unterstützt.